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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 25

1877 - Oldenburg : Stalling
25 unterwerfen wollte, in der Absicht, da die Soldaten ent-weder an den auf den Schiffen herrschenden Fiebern oder im Kampfe gegen die Freiheitsvertheidiger umkommen sollten. Im Jahr 1819 sollte ein Heer von Cadix nach Amerika abgehen. Die Abreise verzgerte sich von Tag zu Tag: da erhob am 1. Januar 1820 der Obrist Rafael Riego die Fahne der Emprung und rief.unter dem Jubel seiner Sol-baten die Verfassung von 1812 aus. *) Der Obrist Quiroga, der ein Jahr vorher bei einem Aufstube gefangen, aber seiner Haft entflohen war, stie mit seinem Regiments zu ihm, an-bere Regimenter folgten und die meisten Städte erklrten sich fr die Verfassung, aber die Besetzung der Stadt Cadix scheiterte an der Entschlossenheit des kniglichen Befehlshabers. * Whrend sich Riego in die Schluchten der Sierra Morena werfen mute, hatte seine Erhebung ganz Spanien durchzuckt; General Mina kam aus Frankreich nach Navarra zurck, in Catalonien und Aragonien erhob sich der Aufstand, und der bisher zweideutige Graf Abisbal vereinigte sich in Ocanna (bei Aranjuez) mit seinem Bruder O'donnel, gewann dessen Regiment nebst anderen, und ertheilte sich den Titel eines Oberbefehlshabers des Nationalheeres. Unter solchen Umstnden sah sich Ferdinand durch eine in Madrid ausgebrochene Emprung genthigt, am 7. Mrz die Cortes-Verfafsung anzunehmen. Der Volkswuth fielen nur wenige Opfer; der Wtherich Elio wurde in Valencia erdrosselt. An die Stelle der frheren traten liberale Mi-nister; der König beschwor die Verfassung; die Gefangenen wurden entlassen, Prefreiheit eingefhrt, Inquisition und Folter abgeschafft, die Jesuiten verwiesen, die Klster auf-gehoben und Adel und Geistlichkeit von neuem besteuert. Wenn auch anfangs im ganzen Lande Jubel der die Wiederherstellung der Verfassung herrschte, so war doch keines-Wegs eine dauernde Ruhe eingekehrt. Die Aufhebung der Klster und Einziehung der Kirchengter, sowie die Verbannung *) In die Zeit von 1814 bis 1819 fallen berhaupt neun Er-bebuugsversuche, die aber leicht und meist mit blutiger Strenge unterdrckt wurden So wurde Obrist Bidal durch Elio mit zwlf seiner Mitvcr-schworenen hingerichtet (1818), General Lacy war aus gleichem Grunde 1817 erschossen.

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 39

1877 - Oldenburg : Stalling
39 den Sicilianern im Jahr 1812 unter englischem Einflu verliehene freisinnige Verfassung auf, und fhrte die unumschrnkte Regierungsgewalt wieder ein. Von den franzsischen Einrichtungen wurden die, welche Gesittung und Fortschritt htten frdern knnen, beseitigt, diejenigen aber, welche, wie das Steuerwesen, der Regierung vermehrte Machtquellen zu-fhrten, sorgfltig belassen, und das ganze Unterrichtswesen den Jesuiten berwiesen. In demselben Mae, wie aller Fortschritt hierdurch niedergehalten ward, blhte das Ruber-Wesen auf, so da die Regierung mit einzelnen Huptlingen frmliche Vertrge abschlieen mute, um die Ruber durch ihre Anfhrer auszurotten. Im Kirchenstaate schaffte Papst Pius Vii. nach seiner Rckkehr (1814) Alles ab, was an die Franzosenherrschaft erinnern konnte; das alte System trat wieder in Kraft, und mit ihm eine Reihe verjhrter Mibrauche. Die Inquisition und der Jesuitenorden kehrten zurck und eine Unzahl von Klstern tauchte auf; alle hheren Stellen in der Verwaltung und Rechtspflege kamen in die Hnde der Prlaten; das Bettel- und Ruberwesen gedieh auch hier zur Blthe. In Toskana stellte der Groherzog Ferdinand Iii. die frheren Einrichtungen zwar wieder her, aber der Geist der Bildung, Milde und Gerechtigkeit, der einst seinen Vater Leopold beseelt hatte, war auch auf den Sohn bergegangen. Die Unterthanen hatten keine Ursache zur Unzufriedenheit und schlssen sich deshalb spter, als andere italienische Staaten, den Bestrebungen fr eine nationale und politische Wiedergeburt Italiens an. Wahrend Parma, wo Napoleons hinterlassen: Gemahlin die Erzherzogin Maria Louise, regierte, sich, wenn auch keiner liberalen, doch einer milden Verwaltung erfreute, schien es sich der Herzog von Modena zur Aufgabe gemacht zu haben, sein Volk durch despotische Hrte zu erbittern. Victor Emanuel, der auf feiner Insel Sardinien die acht Jahre franzsischer Herrschaft vertrumt hatte, verfolgte na* seiner Rckkehr (1814) alle franzsischen Einrichtungen mit dem unsinnigsten und wildesten Haffe, lie aber den hheren Steuerfu bestehen. Die Vorrechte der Geistlichkeit und des Adels wurden wieder hergestellt, die Bisthmer von acht auf

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 142

1877 - Oldenburg : Stalling
-I- ' rttm' ""i - 142 Trauer legte sich der die Hauptstadt, und von allen Kirch- | thrmen klang Gelut, als sollte die Monarchie zu Grabe gebracht werden. Die Schotten waren bereit, mit bewaffneter j Macht die Bill zu untersttzen. Unter solchen Umstnden j konnte Wellington kein Ministerium bilden, da die bedeutend- jj sten Tories die Uebernahme verweigerten. Graf Grey kehrte I ins Ministerium zurck mit der Vollmacht, so viele Pairs zu f ernennen, als zur Erlangung der Majoritt fr die Annahme I der Bill nthig sein wrden. Der Widerstand der Tories f war gebrochen; am 4. Juni 1832 ging mit einigen Aende- j rungen die Reformbill auch im Oberhause durch und wurde i am 7. Juni vom Könige besttigt. Damit war, wie Graf f Grey selbst sagte, eine Endmaregel durchgefhrt, da die neue Volksvertretung alle knftig erforderlichen Reformen auf dem Wege des Gesetzes herbeifhren werde. Mit dem Siege der Reformbill waren aber die Leiden i Irlands noch nicht geheilt. Hier erbte der Ha der katho- 1 lischen Bevlkerung gegen ihre protestantischen Unterdrcker von Geschlecht zu Geschlecht: die Iren konnten es nicht ver- J gessen, da der Acker, von welchem sie jetzt einen schweren J Zins erlegen muten, einst das Eigenthum ihrer Voreltern | gewesen war. Sie fhlten dies um so drckender, da der | Ackerbau unter solchen Umstnden die starke Bevlkerung der | Insel, die keine andere Erwerbsquelle kannte, nicht ausreichend I ernhrte. Die schreiendste Ungerechtigkeit aber war, da die J englische Staatskirche allmhlich alles katholische Kirchengut 1 an sich gerissen und zu ihren Zwecken verwendet hatte. Da- ; bei blieb es jedoch nicht. Die katholische Bevlkerung war zur Unterhaltung der protestantischen Kirchen- und Psarr- j gebude verpflichtet, mute den protestantischen Pfarrern den Zehnten und bei Taufen, Hochzeiten und Begrbnissen die Gebhren zahlen. Whrend die Iren also zur Unterhaltung?! einer fremden Kirche beitragen muten, hatten sie auerdem noch ihre eigene Kirche und Geistlichkeit zu erhalten. Die | irischen Zustnde nahmen mehrere Jahre lang die Thtigkeit | der englischen Minister in Anspruch, indem die Whigs auf Mittel zur Erleichterung der Iren ausgingen, die Tories ihr | protestantisches Uebergewicht zu behaupten suchten. O'connell stiftete schon vor Einbringung der Reformbill einen Verein,

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 104

1877 - Oldenburg : Stalling
104 durch Gerechtigkeit, Weisheit und Besonnenheit die Achtung des gesammten Volkes im hchsten Grade zu erwerben. So groß war das Vertrauen auf seine Weisheit, seine politische Erfahrung und seinen edlen Charakter, da die Strme des Jahres 1848 den belgischen Staat unberhrt lieen. Er starb, von einem freien Volke betrauert, am 10. December 1865. Es folgte ihm sein Sohn Leopold Ii. *) Ix. Die polnische Revolution. Polen russische Pro-vinz. Rulands politisches Uebergewicht. Alexander I. hatte zu einer Zeit, wo er, von der Re-action noch unbeeinflut, fr freisinnige Ideen empfnglich war, den Polen aus eigenem Antriebe eine Verfassung gegeben (1815). Sie hatten einen eigenen Reichstag und Senat, ihre eigenen Finanzen, ein Nationalheer, eine besondere Verwaltung, *) Von den beiden Parteien im Lande, den Klerikalen und Liberalen, hatte keine ein so entschiedenes Uebergewicht, da sie das Regiment auf die Dauer in ihrem Sinne htte führen knnen. Beide Parteien hielten sich die Wage, und Leopold I. hatte den Grundsatz, kein Gesetz zu besttigen, welches die Herrschaft der einen Partei der die andere fest-gestellt haben wrde. Im Jahr 1856 wurde vom 21.24. Juli das 25jhrige Bestehen der Verfassung mit groer Pracht gefeiert. Die Klerikalen wuten auf dem Gebiete des hheren Schulwesens ihren Einflu in sofern geltend zu machen, als die Ansprche fr die Staats-Prfungen herabgesetzt und die Maturittsprfungen fr die Universi--tten beseitigt wurden, so da fr den Besuch der letzteren ein Certificat gengte, welches geistliche Privatschulen ebenso ausstellen konnten, wie die Staatsgymnasien. Dagegen endete der Kamps der das Wohl-thtigkeitsgesetz, d. h, um Beseitigung der Staatsaufsicht der die Stiftungen zu wohlthtigen Zwecken, die nach dem Gesetz den Kleri-kalen in die Hnde gegeben werden sollte, unter lebhafter Aufregung des Volks, das der die Zunahme der Klster murrte, mit dem Siege der Liberalen (1857). Im Januar 1869 starb der mnthmaliche Thronfolger. Mit Juni desselben Jahres kam das klerikale System zur Herrschaft. Im letzten Kriege stellte die belgische Bevlkerung ihre Sympathien fr Frankreich und ihren Aergcr der die deutschen Siege offen zur Schau, aber der Gedanke der allgemeinen Wehrpflicht, der sich auch hier in Folge dieses Krieges regte, kam nicht zur Durchfhrung.

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 173

1877 - Oldenburg : Stalling
strebenden Tendenzen fernzuhalten, Daher wurden Männer, welche der christlichen Richtung aus Ueberzeugung angehrten und ihrer ganzen Bildung und Anstauung nach auf echt historischem Boden standen, zu den einflureichsten Aemtern in Staat, Kirche und Schule berufen. Auf Seiten der Kirch-glubigen zeichnete sich Hengstenberg, Professor der Theologie in Berlin, durch seine evangelische Kirchenzeitung aus; unter den Lichtfreunden, wie sich damals die Anhnger der un-kirchlichen Richtung nannten, thaten sich Rupp in Knigsberg, in Sachsen Uhlich und Wislizenus hervor, die in mittel-miger, der Menge zusagender Darstellungsgabe ein gehaltloses Vernunft - Christenthum aufstellten und Grnder der sogenannten freien Gemeinden wurden, die sich von der Landeskirche lossagten. Sie erhielten im Jahr 1847 die brgerlichen Rechte. Auch auf dem Gebiete der katholischen Kirche zeigte sich groe Bewegung. Im August 1844 lie der Bischof Arnoldi zu Trier in der Hauptkirche den heiligen Rock" der Ver-ehrung der Glubigen ausstellen, den der Sage nach der Heiland während der letzten Jahre seiner irdischen Laufbahn getragen hatte. Ueber eine halbe Million Menschen wall-fahrtete zu der Reliquie. Die Festlichkeit wrde, da Aehn-liches in allen katholischen Lndern vorkommt, keine besondere Aufmerksamkeit erregt haben, wenn ihr nicht die damals in den Gemthern herrschende Unruhe und Gereiztheit weitere Folgen gegeben htte. Ein junger katholischer Geistlicher in Oberschlesien, Johannes Rouge, erlie an den Bischof Arnoldi ein offenes Sendschreiben gegen das Gtzenfest zu Trier an den dasigen Bischof als den Tetzel des 19. Jahrhunderts!" Dieser Ronge'sche Absagebrief, an und fr sich ein sehr mittel-miges Werk, fand auerordentliche Verbreitung und gab Anla zur Grndung der sogenannten deutschkatholischen Sekte, die einen freisinnigen aufgeklrten Glauben einzufhren suchte. Anfangs machte Ronge groes Aussehen, verfiel aber bald wegen Hoblheit und wirklichen Mangels an christlichem Gehalt sammt seiner Gemeinde der verdienten Vergessenheit anheim. Zu gleicher Zeit sagte sich der katholische Pfarrer Czerski zu Schneidemhl in Posen von seiner Kirche los und grndete eine auf gleicher Flachheit beruhende christkatholische" Ge-

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 396

1877 - Oldenburg : Stalling
396 - Nunmehr entfaltete sich in ganz Deutschland die hin-gebendste Opferwilligkeit. Alle, von dem einen Gefhle des heiligen Kampfes beseelt, legten nach Krften ihre Gaben auf den Altar des Vaterlandes, ja auch die Deutschen jenseits des Oceans sandten reiche Beitrge zur Untersttzung der Ver-wundeten und Hinterbliebenen. Behufs der Krankenpflege wurden Lazarethe angelegt, Vereine zum Zwecke der Kranken-pflege gebildet, * - und Tausende, Männer und Frauen, traten unter das Zeichen des rothen Kreuzes, das (nach der Genfer Convention) mitten im Toben der Schlacht die schtzen sollte, die sich dem Werke der Liebe und der Barmherzigkeit weihten. Die norddeutsche Armee hatte 13 Armeecorps, von denen jedes zusammen 25 Bataillone, 24 Schwadronen, 16 Batterien ( 6 Geschtze), 9 Munitions-Colonnen, 3 Pionier-Compagnien und 11 Train-Abtheilungen, in Allem 930 Offiziere. 38,400 Mann, 11,900 Pferde und 96 Geschtze hatte. Die Kriegs-strke der Armee betrug ungefhr 500,000 Mann mit 1212 Geschtzen, die sofort ins Feld rcken konnten. Dazu kamen noch die Ersatz-Bataillone (bezw. Schwadronen) und die Besatz-Bataillone, letztere zum Dienste in Garnisonen und Festungen, endlich die Landwehrregimenter; ferner die Streitkrfte der sddeutschen Staaten. Von diesen stellte Baiern 69,000 Mann mit 14,800 Pferden und 192 Kanonen > wozu noch 25,000 Mann Ersatz- und 22,000 Besatztruppen kamen; die baierifche Infanterie fhrte den Werderschen Hinterlader. Wrtemberg stellte 22,000 Mann mit 54 Kanonen und 6200 Pferden, - *) Aller Orten bildeten sich Bereine der freiwilligen Kranken-pflege, an deren Spitze der Fürst von Ple trat, dem sich Tausende ans allen Stnden (der evangelische Johanniter- und der katholische Maltheser-Orden) zur Verfgung stellten. Unter dem Pro-tectorate der Knigin Augusta stand der vaterlndische Frauenverein in fast 400 Zweigvereinen; durch die Victoria-Natioual-Jnvaliven-' Stiftung, durch die Kronprinzessin Victoria ins Leben gerufen, so wie durch die Kaiser-Wilhelms-Stiftuug, wurde fr die Familien der Landwehrmnner und Reservisten, spter fr die Invaliden Sorge getragen. General von Stosch machte sich durch vorzgliche Organi-sation des Verpflegungswesens verdient. Auch die trefflichen Leistungen der Feldpost (Stephan) sind zu erwhnen.

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 382

1877 - Oldenburg : Stalling
382 - Das Vertrauen auf Erhaltung des Friedens schien um so mehr Festigkeit zu gewinnen, als König Wilhelm von Preußen bei seiner Rundreise durch die neuen Provinzen, wo er berall mit Begeisterung und Ehrerbietung aufgenommen ward, seine Friedensliebe ausdrcklich hervorgehoben und die sicherste Hoffnung auf Erhaltung des Friedens ausgesprochen hatte (Juli 1868). Hatte doch Paris bei seiner groen Industrieausstellung im Jahre 1867 den König von Preußen und den Kaiser Alexander von Rußland als Gste des Kaisers Napoleon in seinen Mauern gesehen! Und doch war es gerade Frankreich, das in unseliger Selbstberschtzung befangen und mit Neid und Eifersucht auf Deutschlands nationalen Aufschwung hinblickend, den Frieden Europas brach und die Fackel eines blutigen Krieges anzndete. Xxvii. Der deutsch-franzsische Krieg. (1870-18710 Der Krieg bis ;ur (Kapitulation von Scvan. 1. Ursache und Veranlassung des Krieges. Frankreich ist von jeher der Erbfeind Deutschlands und deutscher Nation gewesen. Schon im sechzehnten Jahrhundert gelang es dem franzsischen König Heinrich Il, die lothring'-schen Bisthmer Metz, Toul und Verdun an sich zu reien; garn tu Pesth Statt. Die Nebenlnder Kroatien und Siebenbrgen wurden wieder mit Ungarn vereinigt. Auch in dem cisleithanischen Theile der Monarchie wurde eine freiere Verfassung eingefhrt, lieber dem trausleithanischen und cisleithanischen Ministerium steht das Reichsministerium. Das Coucordat mit dem Papste ist zwar noch nicht aufgehoben, aber dessen Wirksamkeit durch ein Schulgesetz, ein Ehegesetz und ein interkonfessionelles Gesetz, welches die Gleichberechti--gung aller Confessionen ausspricht, geschwcht (26. Mai 1868). I

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 484

1877 - Oldenburg : Stalling
- 484 Am 21. Mrz 1871 wurde der erste allgemeine deutsche Reichstag erffnet. In der Erffnungsrede sprach Kaiser Wilhelm I. in Demuth den Dank gegen Gott aus fr die weltgeschichtlichen Erfolge, mit denen seine Gnade die Ein-tracht der deutschen Bundesgenossen, den Heldenmuth und die Mannszucht der Heere und die opferfreudige Hingebung des Volkes gesegnet hatte, und schlo dann mit den Worten: Mge die Wiederherstellung des deutschen Reichs fr die deutsche Nation auch nach innen das Wahrzeichen neuer Gre sein! Mge dem deutschen Reichskriege ein nicht minder glorreicher Reichs friede folgen, und mge die Aufgabe des hoheit anstrebenden katholischen Kirche und dem neuen deutschen Kaiser-thnm entbrannt. Aber wenige Monate nach der Unsehlbarkeits-erklrung, als Frankreich seine Truppen aus Rom zurckzuziehen qenthigt war (Sept. 1870), rckte ein italienisches Heer in Rom ein (20 Sept 1870), worauf sich in einem Plebiscit die groe Mehrheit des' rmischen Llkes fr den Anschlu an Italien erklrte. So brachten die deutschen Siege von 1870 den Italienern die vllige Einigung ihres Landes. Im Juli 1871 zog Victor Emauuel in Rom ein. Im Mai 1873 wurden die rmischen Klster aufgehoben. Der Papst residirt im Vatican, und es fehlt nickt an Deputationen, die den Gefangenen im Vatican" besuchen. In Deutschland hatte das neue ppstliche Dogma, gegen welches tut Mrz 1871 der Stiftspropst Dllinger, die erste wissenschaftliche Gre des katholischen Deutsch-lands, eine Erklrung abgab, eine Spaltung der katholischen Kirche in Jnsallibilisten (Neukatholiken) und Altkatholiken zur Folge. Im November 1871 genehmigte der Reichstag den Kanzelparagraphen'. der den Geistlichen verbietet, die Kanzel und ihre geistliche Stellung zu politischen Agitationen zu mibrauchen. In dem beginnenden Kampfe der katholischen Kirche gegen die Staatsgewalt erfolgte im Mrz 1872 das Schulaufsichtsgesetz, das die Aufsicht der die Schulen lediglich dem Staate zuweist, im Juli 1872 die Ausweisung des Jesuitenordens aus dem deutschen Reiche, und im Mai 1873 traten vier Kirchengesetze (die sogenannte Maigesetzgebung) in Kraft, welche die Anwendung kirchlicher Zucht- und Strafmittel begrenzten, die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen regelten, insbesondere eine Maturitts- und eine wissenschaftliche Staatsprfung verlangten, den Austritt aus der Kirche und die Errichtung eines kniglichen Gerichtshofes fr kirchliche Angelegen-heiten betrafen- Die Auflehnung der preuischen Bischfe gegen diese Gesetze hatte ein Vorgehen der Regierung gegen dieselben zur Folge. Im December 1872 erhielten die sechs stlichen Provinzen Preuens eine neue Kreisordnung nach dem Princip der Selbstverwaltung.

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 64

1877 - Oldenburg : Stalling
64 - schen Staate erklrt ward, und trug dem Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg die Krone an, der sie zwar anfangs an-nahm, dann aber Verzicht leistete (Mai 1830), als die Griechen mit den Grenzbestimmungen des neuen Staates unzufrieden waren, und die Mittheilungen des Grafen Kapodistrias der die griechischen Zustnde ihn abschreckten. Neue Auf-stnde erhoben sich; die Stellung des Prsidenten wurde immer schwieriger, der Brgerkrieg entbrannte zu Wasser und zu Lande; und Miaulis sprengte (Aug. 1831) bei der Insel Pors (Calauria) die griechische Flotte in die Luft, um sie nicht in die Hnde der Regierung fallen zu lassen. Der Ha gegen den Prsidenten stieg immer mehr, und am 9. Dct. 1831 ward er zu Nauplia beim Gang in die Kirche durch die Br-der Konstantin und Georg Mauromichalis meuchlings getdtel. Nach seiner Ermordung wtheten die Parteikmpfe noch rger, und erst im Mai 1832 ernannten die Schutzmchte den Prin-zen Otto von Baiern zum König, eine Kunde, die mit allge-meinem Jubel begrt ward. Doch erst im Februar 1833 erschien der junge König mit der während seiner Minderjh-rigkeit eingesetzten Regentschaft und bairischen Truppen in Nauplia, wo ihm die griechische Nationalversammlung freudig huldigte.*) *) Die Schutzmchte gewhrten der neuen Regierung eine Anleihe von 60 Mi. Fr. Die Regentschast, zu welcher Graf von Annans-perg, Staatsrath von Maurer und General Heidegg gehrten, suchte eine geordnete Verwaltung und einen gesetzlichen Zustand herbnzu-fhren. Am 1. Juni 1835 bernahm König Otto selbst die Regierung, und die Residenz ward nach Athen verlegt. Im Jahr 1843 wurde er zur Ertheilung einer Verfassung gezwungen. Auch die kirchlichen Verhltnisse wurden geordnet, indem der Patriarch zu Kon-stantinopel die griechische Kirche als Schwesterkirche unter selbststndiger Leitung der Synode zu Athen anerkannte. Die Versuche des fanati-schen Mnches Christophoros Papnlakis, das Volk gegen die Trennung der Kirche von Konstantinopel aufzuwiegeln, riefen 1852 hier und da Bewegungen hervor, aber Christophoros wurde in einer Hhle des Taygetos gefangen genommen und nach Athen gebracht.

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 72

1877 - Oldenburg : Stalling
- 72 Hnde verhltnimig weniger Familien gekommen, deren Pchter oder Tagelhner die irische Bevlkerung bildete; kleines selbstndiges Eigenthum war sehr selten. Im Zeit-alter der Reformation kam zur Stammesverschiedenheit noch die Trennung durch den Glauben, da die Iren der alten Kirche treu blieben, und vollendete die zwischen Iren und Englndern bereits bestehende Scheidewand. Das Eigenthum der katholischen Kirche ging auf die Protestanten der, so da die protestantische Kirche in England die reichste von der Welt ward und als vornehmste Versorgungsanstalt fr die nach-geborenen Shne der britischen Aristokratie galt. Der Jr-lnber mute einer Kirche, der er abhold war, den Zehnten zahlen und seine eigene noch dazu erhalten. So war es ge-kommen, da die irische Bevlkerung zur rmsten und elende-sten in Europa gehrte. Whrend die hheren Klassen der irischen Bevlkerung auf friedlichem Wege durch Rede und Schrift eine Gleichstellung mit den Briten erstrebten, ging das niedere katholische Volk auf dem Lande darauf aus, in geheimen Vereinen (der Bandmnner, Weiburschen) an den protestantischen Grundherren und Pfarrern durch Mord und Brand Rache zu nehmen. Der Winter von 1821 auf 1822 war besonders reich an solchen Unruhen gewesen, da sich die nchtlichen Versammlungen der irischen Bauern der das ganze Land verbreitet hatten. Die Protestanten suchten sich gleichfalls durch Gesellschaften, unter denen die der Dranien-mnner am zahlreichsten war, obgleich vergeblich, gegen die meist geheimen und pltzlichen Angriffe ihrer Gegner zu schtzen. In Folge dieser Unruhen wurde die Habeas-Corpus-Akte bis zur Wiederherstellung der Ordnung aufgehoben; die verschrfte Strenge vermehrte die Zahl der Hinrichtungen, ohne die Erbitterung zu dmpfen. Die Sehnsucht der Iren nach Befreiung war schon mehr-mals zum Ausbruch gekommen, aber es hatte ihr an der ge-eigneten leitenden Persnlichkeit gefehlt. Eine solche trat an die Spitze der Bewegung, als der Dubliner Advocat Daniel O'connell, ein eifriger Katholik und von glhender Vaterlandsliebe, Vereine zur Abschaffung des auf seinen Glaubensgenossen lastenden Druckes grndete und mit fetner flammenden, alle Grnde der Moral und des Rechts aufbietenden Be-
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